Neues zum Entgelttransparenzgesetz: Equal Pay Tabelle 2023

Equal Pay Tabelle - Entgelttransparenzgesetz 2023 Bundesarbeitsgericht
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Entgelttransparenzgesetz und Equal Pay – Bundesarbeitsgericht entscheidet für mehr Lohngleichheit | 2023

Entgelttransparenzgesetz: Frauen haben Anspruch auf gleiche Bezahlung bei gleichwertiger Arbeit.

In Deutschland gibt es immer noch eine große Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, die als Gender Pay Gap bezeichnet wird. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes beträgt der Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Stundenlohn von Frauen und Männern etwa 18 Prozent. Ein weiterer Schritt, um diese Ungleichheit zu bekämpfen, stellt das bahnbrechende Urteil des Bundesarbeitsgerichts dar, welches feststellt, dass Frauen Anspruch auf gleiche Bezahlung haben, wenn sie bei gleichwertiger Arbeit weniger verdienen als vergleichbare männliche Arbeitnehmer in dem gleichen Betrieb. Das etwaige bessere Verhandlungsgeschick des männlichen Kollegen bei der Gehaltsverhandlung stellt keine Rechtfertigung einer geschlechtsbezogenen Ungleichbehandlung dar. In diesem Artikel werden wir uns mit den Auswirkungen dieses Urteils auf den Gender Pay Gap näher befassen.

Entgelttransparenzgesetz – Ein weiterer Schritt zum Equal Pay

Das Entgelttransparenzgesetz, das im Jahr 2017 verabschiedet wurde, soll dazu beitragen, die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen zu verringern. Das Gesetz verpflichtet Arbeitgeber mit mehr als 200 Beschäftigten, auf Anfrage ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Auskunft darüber zu geben, nach welchen Kriterien ihre Bezahlung erfolgt. Private Arbeitgeber mit mehr als 500 Beschäftigten haben zudem regelmäßig ihre Entgeltstrukturen auf die Einhaltung der Entgeltgleichheit zu überprüfen und über den Stand der Gleichstellung und der Entgeltgleichheit öffentlich einsehbar zu berichten.

Gender Pay Gap – Ein hartnäckiges Problem

Die Gründe für den Gender Pay Gap sind vielfältig. Sie reichen von einer unterschiedlichen Berufswahl über familienbedingte Erwerbsunterbrechungen, vermehrte Teilzeitbeschäftigung über schlechterer Karrierechancen von Frauen bis hin zu indirekter Diskriminierung aufgrund von stereotypen Rollenbildern.

Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts zum Thema Equal Pay

In dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 16.02.2023 (Az.: 8 AZR 450/21) hatte eine Außendienstmitarbeiterin eines Industrieunternehmens geklagt, die auf gleicher Position weniger verdiente als ihre männlichen Kollegen. Der beklagte Arbeitgeber berief sich darauf, dass das höhere Gehalt eines männlichen Kollegen nicht aufgrund des Geschlechts gezahlt wurde, sondern aufgrund entsprechender Gehaltsverhandlungen, welche der Vertragsfreiheit unterlägen.

Das Gericht urteilte, dass der klagenden Arbeitnehmerin ein Anspruch aus Art. 157 AEUV, § 3 Abs. 1 und § 7 EntgTranspG auf das gleiche Grundentgelt wie ihr männlicher Kollege zustehe. Das deutlich niedrigere Entgelt im Vergleich zu ihrem männlichen Kollegen ließ die Vermutung nach § 22 AGG zu, dass die Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechts erfolgt sei. Die Vermutungsregel des § 22 AGG führte dazu, dass der Arbeitgeber zur Widerlegung der Vermutung die Beweislast traf. Der Einwand, dass die Ungleichbehandlung aufgrund höheren Gehaltsforderung des männlichen Kollegen und im Rahmen der Vertragsfreiheit liege, genügte den Richtern des BAG nicht, um diese Vermutung zu widerlegen. Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts stellt klar, dass allein das Verhandlungsgeschick von Beschäftigten keine geschlechtsbezogene Ungleichbehandlung rechtfertigt, sondern nur an objektive Kriterien geknüpft werden könne. Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts schränkt mithin die Vertragsautonomie zugunsten einer stärkeren Entgeltgleichheit von Mann und Frau ein.

Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts ist von hoher praktischer Relevanz, da es dazu beiträgt, den Gender Pay Gap zu schließen und Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern herzustellen. Es gibt Arbeitnehmerinnen ein wichtiges Instrument an die Hand, um gegen eine ungleiche Bezahlung aufgrund ihres Geschlechts vorzugehen.

Rechtsanwalt Hermann Kaufmann steht für eine umfassende Beratung zum Entgelttransparenzgesetz und Equal Pay Tabelle zur Verfügung: Nehmen Sie gerne Kontakt auf!

Benötigen Sie Hilfe beim Thema Lohngleichheit bzw. Equal Pay Tabelle?

Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts ist ein wichtiger Schritt in Richtung Lohngleichheit und zeigt, dass die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts bei der Bezahlung inakzeptabel ist. Wenn Sie als Arbeitnehmerin das Gefühl haben, dass Sie ungerecht behandelt werden und weniger verdienen als Ihre männlichen Kollegen für die gleiche Arbeit, sollten Sie sich an einen Anwalt für Arbeitsrecht wenden. Ein Anwalt kann Ihnen helfen, Ihre Rechte durchzusetzen und Ihnen bei der Klärung von Entgeltfragen und der Umsetzung von Equal Pay-Strategien helfen.

Kontaktieren Sie gerne unsere Kanzlei unter 04202 / 638370 oder schreiben Sie uns per E-Mail eine Nachricht an: info@rechtsanwaltkaufmann.de 

Die enthaltenen Informationen in diesen Artikel dienen allgemeinen Informationszwecken und beziehen sich nicht auf die spezielle Situation einer Person. Sie stellen keine rechtliche Beratung dar. Im konkreten Einzelfall kann der vorliegende Inhalt keine individuelle Beratung durch fachkundige Personen ersetzen.


Fragen und Antworten zum Thema „Entgelttransparenzgesetz und Equal Pay Tabelle“:

  • Was hat das Bundesarbeitsgericht zum Entgelttransparenzgesetz entschieden?

    Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden, dass eine Arbeitnehmerin bei gleichwertiger Arbeit Anspruch auf gleiche Bezahlung hat, wenn sie weniger verdient als vergleichbare männliche Arbeitnehmer in dem gleichen Betrieb. Diesen konnte sie rückwirkend geltend machen und den Differenzbetrag zu dem Gehalt eines mit der gleichen Tätigkeit betrauten, aber besser verdienenden männlichen Kollegen, verlangen. Das höhere Gehalt des männlichen Kollegen konnte der Arbeitgeber nicht mit dessen Verhandlungssgeschick rechtfertigen, stattdessen muss eine Ungleichbehandlung bei der Bezahlung an objektive Kriterien geknüpft sein.

  • Was ist der Gender Pay Gap?

    Der Gender Pay Gap beschreibt die geschlechtsspezifische Lohnlücke, die zwischen Frauen und Männern besteht und sich auf die durchschnittlichen Einkommen von Frauen im Vergleich zu Männern bezieht.

  • Was ist das Entgelttransparenzgesetz?

    Das Entgelttransparenzgesetz regelt das Auskunftsrecht von Arbeitnehmern über das Entgelt ihrer Kollegen und soll dabei helfen, Diskriminierung aufgrund des Geschlechts bei der Bezahlung zu vermeiden und Entgeltgleichheit zu fördern.

  • Was ist die Equal Pay Tabelle?

    In Deutschland gibt es keine einheitliche Tabelle für gleiches Entgelt. Das geschlechtsspezifische Lohngefälle wird berechnet, indem der Durchschnittsverdienst von Männern und Frauen in einem bestimmten Beruf oder einer bestimmten Branche verglichen wird. Im Jahr 2020 lag das geschlechtsspezifische Lohngefälle in Deutschland bei 21,3 %. Das bedeutet, dass Frauen für dieselbe Arbeit im Durchschnitt 21,3 % weniger verdienen als Männer. Das geschlechtsspezifische Lohngefälle ist in einigen Berufen größer als in anderen. So verdienen Frauen im Pflegesektor im Durchschnitt 30,5 % weniger als Männer.

    Die deutsche Regierung hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um das geschlechtsspezifische Lohngefälle abzubauen, darunter:
    Das Lohntransparenzgesetz, das im Januar 2021 in Kraft trat. Dieses Gesetz gibt Arbeitnehmern das Recht, ihren Arbeitgeber zu fragen, wie viel ihre Kollegen des anderen Geschlechts in der gleichen oder einer ähnlichen Funktion verdienen.


Mehr zum Thema Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz:


Quellen zum Thema „Entgelttransparenzgesetz“

  1. BAG setzt Meilenstein für echte Entgeltgleichheit (lto.de)
  2. BAG zum Equal-Pay-Grundsatz: Keine Verhandlungssache (lto.de)
  3. BMFSFJ – Lohngerechtigkeit
  4. BAG-Urteil: Gleiche Bezahlung ist nicht Verhandlungssache – ver.di (verdi.de)
  5. Bundesarbeitsgericht: Frau will gleichen Lohn wie Kollege – ZDFheute
  6. Gender Pay Gap – Statistisches Bundesamt (destatis.de)
  7. Equal Pay: Bundesarbeitsgericht stärkt erneut Anspruch von Frauen auf gleichen Lohn – DER SPIEGEL
  8. Bezahlung von Frauen: Gleicher Lohn ist keine Verhandlungssache | tagesschau.de
  9. Was folgt aus dem BAG-Urteil zur Entgeltgleichheit? | Personal | Haufe
  10. Equal Pay: Wie Frauen gleiche Gehälter durchsetzen können – Wirtschaft – SZ.de (sueddeutsche.de)
  11. Urteil zu Equal Pay: Frauen steht der gleiche Lohn zu – taz.de
  12. Wenn man als Frau alleine kämpft – taz.de
  13. Gender-Pay-Gap: Gehalt vergleichen statt verhandeln?​ – Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgericht​ (rp-online.de)
  14. Endlich gleicher Lohn für alle? – Verfassungsblog
  15. Urteil zu Gehaltsunterschieden: Gender-Pay-Gap: Gehalt vergleichen statt verhandeln? (handelsblatt.com)
  16. Bundesarbeitsgericht stärkt Frauen im Streit um gleiche Bezahlung | MDR.DE
  17. Gender Pay Gap: Warum viele Frauen jetzt ihren Boss verklagen können – FOCUS online
  18. Bundesarbeitsgericht: Urteil Gender-Pay-Gap | PBC Legal (pbc-legal.de)
  19. ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl.
  20. Gehalt ist Verhandlungssache? Gerichtsurteil bringt Klarheit (merkur.de)
  21. Urteil: Gehalt von Frauen & Männern darf nicht von Verhandlung abhängen – Business Insider
  22. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Bringt ein neues Urteil allen Frauen mehr Geld? (tagesspiegel.de)
  23. BMFSFJ – Entgelttransparenzgesetz


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