Rolle von Regierungen und Zentralbanken in nachhaltigen Finanzen | 2025

Nachhaltige Finanzen und Nachhaltigkeit Wirtschaftswachstum - The network for greening the financial system
Eigene Darstellung Dall-E 3

Nachhaltige Finanzen: Die Rolle von Regierungen und Zentralbanken in der Förderung – Für 2025

Wie politische und regulatorische Rahmenbedingungen den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft unterstützen und welche Herausforderungen dabei bestehen

Die Bedeutung von nachhaltigen Finanzen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Angesichts der globalen Klimakrise und wachsender ökologischer und sozialer Herausforderungen rücken staatliche und regulatorische Akteure zunehmend in den Fokus. Sowohl Regierungen als auch Zentralbanken spielen eine zentrale Rolle dabei, den Finanzsektor für die Ziele des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und entsprechende Anreize zu setzen. Dies erfolgt durch eine Kombination aus politischen Maßnahmen, Subventionen und gezielten Regulierungen, die den Kapitalfluss in nachhaltige Projekte fördern sollen. 

In diesem Artikel beleuchten wir die aktuellen Entwicklungen in der nachhaltigen Finanzpolitik, nachhaltige Finanzen und die spezifische Rolle der Zentralbanken in diesem Prozess. Zudem wird aufgezeigt, wie diese Akteure die regulatorischen Grundlagen für eine nachhaltigere Wirtschaft stärken können.

Eine erweiterte Definition von nachhaltigen Investmentfonds ist hier zu finden.

Politische Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Finanzierungen

Politische Entscheidungsträger haben erkannt, dass langfristige Umweltziele nur durch die gezielte Steuerung von Kapitalflüssen in nachhaltigen Wirtschaftsbereichen erreicht werden können. Die Europäische Union hat mit dem European Green Deal eine weitreichende Strategie auf den Weg gebracht, die darauf abzielt, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Diese Initiative umfasst eine Vielzahl an Programmen und Mechanismen, wie den InvestEU-Plan, der als Finanzierungsinstrument für nachhaltige Projekte dient, sowie den Just Transition Mechanism, der Regionen und Beschäftigte unterstützt, die vom Übergang zur grünen Wirtschaft besonders betroffen sind.

Auf nationaler Ebene existieren zahlreiche Initiativen in EU-Mitgliedstaaten, die nachhaltige Investitionen fördern, etwa durch Subventionen und steuerliche Anreize für grüne Projekte. Durch die Schaffung dieser Anreize wird ein Rahmen geschaffen, der Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und umweltfreundliche Technologien vorantreibt. Dabei ist die internationale Zusammenarbeit entscheidend, da globale Akteure wie die Vereinten Nationen und die Weltbank die Finanzierung nachhaltiger Projekte und die Schaffung einheitlicher Standards maßgeblich beeinflussen.

Subventionen und Anreize für nachhaltige Investitionen

Um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, bieten Regierungen verschiedene Subventionen und steuerliche Anreize an. So gibt es eine Vielzahl an Programmen, die finanzielle Unterstützung für Unternehmen und Investoren bereitstellen, die in nachhaltige Projekte investieren. Ein Beispiel auf europäischer Ebene ist der Horizon Europe-Fonds, der Forschung und Innovationen im Bereich nachhaltiger Technologien fördert. Auf nationaler Ebene stellen zahlreiche Länder Umweltfonds bereit, die speziell auf die Förderung erneuerbarer Energien und Energieeffizienz abzielen.

Zusätzlich zu Förderprogrammen spielen steuerliche Anreize eine zentrale Rolle. Unternehmen und Investoren, die in nachhaltige Projekte investieren, können oft von Steuererleichterungen profitieren. Beispiele sind Steuervergünstigungen für Investitionen in erneuerbare Energien oder energetische Sanierungsmaßnahmen. Ein weiterer wichtiger Baustein sind öffentlich-private Partnerschaften (PPP), die private und staatliche Mittel bündeln, um großflächige nachhaltige Projekte zu realisieren. Diese Partnerschaften ermöglichen es, die Finanzierungskraft des Privatsektors zu mobilisieren und gleichzeitig den Zugang zu öffentlichen Mitteln und technischer Expertise zu erleichtern.

Ein Überblick zu Green Bond Principles finden Sie hier.

Die Rolle der Mandate von Zentralbanken und die Diskussion um Nachhaltigkeit

Ein Paper von Simon Dikau und Ulrich Volz aus dem Jahr 2021 (Link zum Paper hier: https://bit.ly/4eFkwPH) analysiert, inwiefern Zentralbanken durch ihre Mandate Klimarisiken und Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen können und sollen. Die Autoren zeigen auf, dass nur ein kleiner Teil der Zentralbanken weltweit (ca. 12 % Stand: 2020) explizit zur Förderung von Nachhaltigkeitszielen verpflichtet ist. Viele Zentralbanken sind jedoch angehalten, die wirtschaftspolitischen Ziele ihrer Regierungen zu unterstützen, was indirekt Nachhaltigkeitsziele einschließen kann. Das Paper hebt hervor, dass Zentralbanken gezwungen sind, Klimarisiken in ihre Finanzstabilitätsstrategien zu integrieren, da diese Risiken zunehmend direkte Auswirkungen auf Preis- und Finanzstabilität haben können.

Hier zeigt sich jedoch eine zentrale Herausforderung: Ohne explizite Nachhaltigkeitsmandate laufen Zentralbanken Gefahr, ihre Neutralität und Unabhängigkeit zu untergraben. Während die Berücksichtigung von Klimarisiken unter dem Finanzstabilitätsmandat gerechtfertigt sein kann, besteht das Risiko, dass Zentralbanken bei der aktiven Förderung grüner Finanzierungen potenziell in politische Bereiche eingreifen, die eigentlich Regierungen und Gesetzgebern vorbehalten sind. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, inwieweit Zentralbanken eine Verantwortung gegenüber dem Klima haben und wie weit diese Verantwortung gehen darf.

Kritisch anzumerken ist, dass eine klare politische Entscheidung notwendig wäre, um Zentralbanken in ihrer Rolle zur Förderung nachhaltiger Finanzen zu legitimieren und so rechtliche Konflikte zu vermeiden. Zentralbanken stehen hier im Spannungsfeld zwischen ihrem traditionellen Fokus auf Stabilität und den zunehmend drängenden gesellschaftlichen Anforderungen an den Klimaschutz. Die Autoren betonen, dass die langfristigen Kosten des Nichthandelns bei Klimarisiken sehr hoch sein könnten, jedoch muss bedacht werden, dass Zentralbanken ihre Marktneutralität wahren sollten, um ihr Vertrauen und ihre Glaubwürdigkeit nicht zu gefährden. Der Ruf nach einer Anpassung der Mandate wird daher lauter, um eine klare Linie zu schaffen und Zentralbanken in die Lage zu versetzen, Klimarisiken gezielt und kontrolliert zu adressieren.

Die Rolle der Zentralbanken in der nachhaltigen Finanzwirtschaft

Zentralbanken spielen eine zunehmend aktive Rolle in der nachhaltigen Finanzwirtschaft. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat begonnen, Klimarisiken in ihre geldpolitischen Entscheidungen einzubeziehen und unterstützt die Emission grüner Anleihen, um den Finanzmarkt in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Mitgliedschaft der EZB im Network for Greening the Financial System (NGFS), einem internationalen Netzwerk, das die Integration von Umweltaspekten in die Finanzpolitik fördert.

Auch nationale Zentralbanken, wie die Deutsche Bundesbank und die De Nederlandsche Bank (DNB), setzen sich verstärkt für Sustainable Finance ein. Während die Bundesbank eher konservativ agiert und Nachhaltigkeitsaspekte indirekt durch das Mandat der Preisstabilität adressiert, ist die DNB seit 2011 explizit auf die Förderung nachhaltiger Finanzen fokussiert und hat diese als Teil ihrer Finanzstabilitätsziele integriert. Die Bank of England hat ebenfalls Klimarisiken als zentrales Element ihrer Arbeit anerkannt und warnt vor den potenziellen ökonomischen Folgen des Klimawandels.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Regierungen und Zentralbanken Europas stehen vor der Herausforderung, den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft finanziell und regulatorisch zu unterstützen. Politische Maßnahmen wie der European Green Deal, nationale Subventionen und steuerliche Anreize schaffen Anregungen für Unternehmen und Investoren, sich aktiv an der Entwicklung nachhaltiger Finanzmärkte zu beteiligen. Zentralbanken, wie die EZB, spielen eine wachsende Rolle in der Steuerung des Kapitalflusses in grünen Projekten, jedoch oft innerhalb der Grenzen ihrer traditionellen Mandate.

Während Fortschritte in der Politik und in den Aktivitäten der Zentralbanken deutlich sichtbar sind, bleibt die Herausforderung bestehen, klare rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Spagat zwischen traditionellen Zielen der Preis- und Finanzstabilität und der Integration von Nachhaltigkeitszielen ermöglichen. Die weitere Anpassung der Mandate der Zentralbanken und die politische Abstimmung werden notwendig sein, um diesen Weg erfolgreich zu gestalten.


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Eine individuelle Beratung mit einem Rechtsanwalt wird empfohlen, um Ihre spezifische Situation zu bewerten und eine maßgeschneiderte Vorgehensweise zu entwickeln.


Fragen und Antworten zum Thema nachhaltige Finanzen:

  • Welche Rolle spielen Zentralbanken konkret bei der Förderung nachhaltiger Finanzen, und welche Herausforderungen entstehen dabei?

    Zentralbanken fördern nachhaltige Finanzen, indem sie Klimarisiken als Bedrohung für die Finanzstabilität anerkennen und entsprechende Maßnahmen entwickeln, wie das Network for Greening the Financial System (NGFS) empfiehlt. Zentralbanken wie die Europäische Zentralbank und die Bank of England integrieren diese Risiken zunehmend in ihre geldpolitischen und finanziellen Entscheidungen. Die Herausforderung besteht jedoch darin, dass die Mandate vieler Zentralbanken Nachhaltigkeitsziele nicht explizit enthalten, was Spannungen zwischen Marktneutralität und gezielter Förderung nachhaltigen Wirtschaftswachstums hervorrufen kann.

  • Inwiefern unterstützen politische und regulatorische Maßnahmen der EU, wie der European Green Deal, die Entwicklung nachhaltigen Wirtschaftswachstums und nachhaltiger Finanzen?

    Der European Green Deal ist ein zentraler Bestandteil der EU-Strategie für nachhaltiges Wirtschaftswachstum und nachhaltige Finanzen, da er darauf abzielt, bis 2050 eine klimaneutrale Wirtschaft zu schaffen. Instrumente wie der InvestEU-Plan und der Just Transition Mechanism bieten finanzielle Anreize und Unterstützung für Investitionen in nachhaltige Projekte und fördern so gezielt umweltfreundliches Wachstum. Diese regulatorischen Maßnahmen schaffen einen Rahmen, der Investoren motiviert, in nachhaltige Technologien und Infrastrukturen zu investieren.

  • Warum ist eine Anpassung der Mandate von Zentralbanken für die Unterstützung nachhaltiger Finanzen im Sinne des Network for Greening the Financial System notwendig?

    Eine Anpassung der Zentralbankmandate würde es diesen Institutionen ermöglichen, Klimarisiken in Einklang mit den Zielen des Network for Greening the Financial System direkt zu adressieren. Da nachhaltiges Wirtschaftswachstum zunehmend als notwendige Grundlage für Finanzstabilität erkannt wird, wäre ein klar definiertes Mandat für nachhaltige Finanzen erforderlich. So könnten Zentralbanken eine proaktive Rolle einnehmen, ohne ihre Unabhängigkeit oder Marktneutralität zu gefährden, und würden gleichzeitig zum langfristigen Schutz des Finanzsystems beitragen.


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