
Inhaltsverzeichnis
- 1 Nachhaltige Investmentfonds: Ein umfassender Leitfaden für Investoren zum Thema ESG-Investments Definition und EU Taxonomieverordnung
- 1.1 ESG-Integration und Performance-Analyse
- 1.2 Wie nachhaltig sind nachhaltige Fonds wirklich?
- 1.3 Schutz vor Greenwashing
- 1.4 Haben Sie Fragen zu nachhaltigen Investmentfonds?
- 1.5 Fragen und Antworten zum Thema „Nachhaltige Investmentfonds“:
- 1.5.1 Wie unterscheiden sich nachhaltige Investmentfonds und ETFs von traditionellen Investmentfonds?
- 1.5.2 Welche rechtlichen Anforderungen gibt es für nachhaltige Investmentfonds und ETFs in der EU?
- 1.5.3 Wie können Investoren sicherstellen, dass ihre nachhaltigen Fonds und ETFs wirklich nachhaltig sind und nicht Greenwashing betreiben?
- 2 Mehr zum Thema „Nachhaltige Investmentfonds“:
- 3 Quellen zum Thema nachhaltige Investmentfonds:
Nachhaltige Investmentfonds: Ein umfassender Leitfaden für Investoren zum Thema ESG-Investments Definition und EU Taxonomieverordnung
Einführung: Überblick über nachhaltige Investmentfonds und deren Bedeutung
Nachhaltige Investmentfonds und ETFs haben in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Diese Fonds investieren gezielt in Unternehmen und Projekte, die strenge Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) erfüllen. Ziel ist es, nicht nur finanzielle Renditen zu erzielen, sondern auch positive Auswirkungen auf die Umwelt und Gesellschaft zu haben. Mit dem zunehmenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit entscheiden sich immer mehr Investoren für nachhaltige Investmentfonds, was zu einem starken Wachstum in diesem Marktsegment geführt hat.
Definition und Bedeutung
Fonds (genauer: Investmentfonds) kaufen mit dem Geld der Anleger Aktien (Aktienfonds), Anleihen (Rentenfonds) oder beides (Mischfonds). Einige nachhaltige Fonds investieren in nur 30 Unternehmen, andere in mehrere hundert. Wenn ein Fonds die Dividenden oder Zinsen, die den Anlegern zustehen, in neue Fondsanteile anlegt, nennt man ihn thesaurierend (wieder anlegend). Ein Fonds, der die Dividenden und Zinsen aufs Verrechnungskonto der Anleger überweist, heißt ausschüttend. Viele Fonds ermöglichen Sparpläne, in die monatlich ein fester Betrag fließt. Einige nachhaltige Fonds eignen sich auch für vermögenswirksame Leistungen.
ETFs (Exchange-Traded Funds) sind börsengehandelte Fonds, die ähnlich wie Aktien gekauft und verkauft werden können. Sie investieren in der Regel in einen Aktienindex wie den DAX oder den Dow Jones und passen sich automatisch an Veränderungen im Index an, was sie kostengünstiger macht.
Nachhaltige Investmentfonds und ETFs investieren in Unternehmen und Projekte, die spezifische ESG-Kriterien erfüllen. Diese Kriterien umfassen eine Vielzahl von Faktoren, wie die Reduktion von CO₂-Emissionen, die Einhaltung von Arbeitsrechten und eine transparente Unternehmensführung. Die Bedeutung dieses Fonds liegt in ihrem dualen Ansatz, sowohl finanzielle als auch nachhaltige Ziele zu verfolgen.
Ein Überblick zu diesem Thema finden Sie hier: https://rechtsanwaltkaufmann.de/bank-und-kapitalmarktrecht/eu-green-bond-standard
ESG-Integration und Performance-Analyse
Die Integration von ESG-Kriterien in Investmentstrategien kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Hier sind einige gängige Ansätze:
Negative Screening: Ausschluss von Unternehmen oder Sektoren, die nicht den ESG-Kriterien entsprechen, wie z.B. fossile Brennstoffe, Atomenergie, Rüstung, Glücksspiel oder Tabak.
Positive Screening: Auswahl von Unternehmen, die herausragende ESG-Leistungen zeigen.
Best-in-Class-Ansatz: Investition in führende Unternehmen innerhalb einer Branche, die die besten ESG-Praktiken umsetzen. Achtung: Hierbei werden beispielsweise nur die 20 % der am wenigsten nachhaltigen Unternehmen ausgeschlossen! Achten Sie darauf, wie best-in-class definiert wird (Ölkonzerne, Rüstungsunternehmen, etc. können trotzdem im Fonds/ETF enthalten sein)
Thematische Investitionen: Fokussierung auf spezifische Nachhaltigkeitsthemen wie erneuerbare Energien, Wasserressourcen oder soziale Gerechtigkeit.
Engagement und Aktionärsaktivismus: Aktive Beteiligung und Einflussnahme auf Unternehmen, um deren ESG-Performance zu verbessern.
Fokusthemen
- Umweltkriterien: Reduktion von CO₂-Emissionen, nachhaltiges Ressourcenmanagement, Schutz der Biodiversität.
- Sozialkriterien: Arbeitsrechte, Diversität und Inklusion, Gemeinschaftsengagement.
- Governance-Kriterien: Unternehmensführung, Transparenz, ethische Geschäftspraktiken.
Nachhaltige Investmentfonds / ETFs zeigen oft eine ähnliche oder sogar bessere finanzielle Performance im Vergleich zu traditionellen Fonds und ETFs. Dies liegt daran, dass Unternehmen mit guten ESG-Praktiken häufig besser auf langfristige Risiken vorbereitet sind und von einem positiven Image profitieren.
Risikobewertung
- Nachhaltigkeitsrisiken: Risiken, die mit nachhaltigen Investitionen verbunden sind, wie z.B. regulatorische Änderungen oder Marktvolatilität, müssen sorgfältig bewertet werden.
- Diversifizierung: Eine breite Diversifizierung kann helfen, Risiken zu mindern.
- ESG-Risikomanagement: Effektive Ansätze zur Integration von ESG-Risiken in das Risikomanagement sind unerlässlich.
Wie sicher sind Fonds und ETFs?
Investmentfonds und ETFs sind sogenanntes „Sondervermögen“. Das bedeutet, dass selbst im Falle einer Insolvenz des Fondsanbieters, der Depotbank oder Investmentgesellschaft das Geld der Anleger geschützt ist. Allerdings sind Fonds und ETFs nicht vor Kursverlusten geschützt, die auftreten können. Dennoch zeigt die Erfahrung, dass breit gestreute Fonds über längere Zeiträume hinweg in der Regel positive Renditen erzielen. Wichtig ist, in ETFs zu investieren, die ihren Index durch physische Replikation nachbilden, also die tatsächlichen Aktien kaufen, im Gegensatz zu synthetischen ETFs, die nur die Wertentwicklung eines Index nachbilden.
Wie nachhaltig sind nachhaltige Fonds wirklich?
Lassen Sie sich nicht vom Namen täuschen. Nur weil “ESG”, “grün”, “sustainable”, “nachhaltig”, etc. im Namen enthalten ist, heißt es noch lange nicht, dass es auch den Fonds widerspiegelt. Auch wenn es “keine Waffen”heißt, können dennoch Rüstungsunternehmen enthalten sein. Es kommt ganz darauf an, welche Ausschlusskriterien angewendet werden und welches Nachhaltigkeitskonzept gilt; diese können sehr schwammig, intransparent und unverständlich sein. Zum Beispiel sagen ESG-Scores allein nichts aus, wenn man nicht nachvollziehen kann, wie bewertet wurde. Denn jede Ratingagentur hat ihre eigenen Methoden, die für private Anleger größtenteils nicht nachvollziehbar sind.
Viele angeblich nachhaltige ETFs enthalten fragwürdige Investitionen. Beispielsweise investiert der L&G Europe ex UK Equity ETF in Unternehmen wie Airbus, Thales und Safran, die Nuklearwaffen produzieren. Der iShares J.P. Morgan ESG $ EM Bond ETF enthält Anleihen von Ländern wie Katar, Saudi-Arabien und China, die fossile Brennstoffe fördern und Menschenrechte verletzen. Der SPDR S&P 500 ESG Screened ETF, beworben als nachhaltig, investiert in große Ölkonzerne wie ExxonMobil und Chevron sowie in Atomkraftwerksbetreiber und Glücksspielkonzerne. Sogar ETFs mit „sauberer Energie“ im Namen, wie der Amundi New Energy und iShares Global Clean Energy, enthalten Unternehmen, die Atomkraftwerke betreiben.
Schutz vor Greenwashing
Die EU hat strenge regulatorische Anforderungen eingeführt, um Transparenz und Vergleichbarkeit nachhaltiger Investments zu gewährleisten sowie Greenwashing zu vermeiden.
EU Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR)
Diese Verordnung (EU) 2019/2088 verpflichtet Finanzmarktteilnehmer zur Offenlegung, wie sie ESG-Faktoren in ihren Anlageprozessen berücksichtigen. Die Anforderungen umfassen detaillierte Offenlegungspflichten, einschließlich der Veröffentlichung von ESG-Zielen und -Strategien sowie der Berichterstattung über die erzielten Nachhaltigkeitsergebnisse.
EU-Taxonomieverordnung
Die Verordnung (EU) 2020/852 definiert, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten. Sie verlangt eine einheitliche Klassifizierung und Berichterstattung über nachhaltige Investitionen, um Transparenz und Vergleichbarkeit zu gewährleisten.
Ein bewährtes deutsches Nachhaltigkeitssiegel für Finanzprodukte: ECOreporter-Siegel
Es dient dazu, die Nachhaltigkeit und Ethik von Finanzprodukten zu bewerten und zu kennzeichnen.
- ECOreporter: ECOreporter ist eine unabhängige Informationsplattform, die sich auf nachhaltige Geldanlagen spezialisiert hat. Sie bietet Berichte, Analysen und Bewertungen zu verschiedenen nachhaltigen Finanzprodukten.
- Ziel des Siegels: Das ECOreporter-Siegel soll Anlegern Orientierung bieten und sicherstellen, dass die ausgezeichneten Finanzprodukte hohe Standards in Bezug auf Nachhaltigkeit und Ethik erfüllen. Es dient als Qualitätssiegel, das die Glaubwürdigkeit und Transparenz von nachhaltigen Finanzprodukten bestätigt.
- Bewertungskriterien: Die Bewertung basiert auf strengen Kriterien, die sowohl ökologische als auch soziale Aspekte umfassen. Dazu gehören unter anderem:
- Umweltfreundliche Geschäftspraktiken
- Soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und Gesellschaft
- Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Anlagekriterien
- Ausschlusskriterien wie Investments in Waffen, Kernenergie oder Kinderarbeit
- Unabhängigkeit: Die Vergabe des ECOreporter-Siegels erfolgt unabhängig und transparent. Finanzprodukte, die das Siegel erhalten, werden regelmäßig überprüft, um sicherzustellen, dass sie weiterhin den hohen Standards entsprechen.
- Relevanz für Anleger: Für Anleger bietet das ECOreporter-Siegel eine verlässliche Orientierungshilfe bei der Auswahl nachhaltiger Finanzprodukte. Es hilft, Greenwashing zu vermeiden und tatsächlich nachhaltige Investitionsmöglichkeiten zu identifizieren.
Das ECOreporter-Siegel trägt somit zur Förderung nachhaltiger Investitionen bei und unterstützt Anleger dabei, ethische und umweltfreundliche Finanzprodukte zu wählen.Schauen Sie auf der Website von ECOreporter nach nachhaltigen Investmentfonds und ETFs, die das ECOreporter Siegel tragen, um wirklich nachhaltig zu investieren (https://www.ecoreporter.de/artikel/diese-fonds-tragen-das-ecoreporter-nachhaltigkeitssiegel/) .
Rechtsanwalt Hermann Kaufmann steht für eine umfassende Beratung zum Thema „Sustainable Finance Disclosure Regulation“ zur Verfügung: Nehmen Sie gerne Kontakt auf!
Haben Sie Fragen zu nachhaltigen Investmentfonds?
Suchen Sie rechtliche Beratung und Unterstützung bei der Auswahl und Überprüfung nachhaltiger Investmentfonds und ETFs? Unsere Kanzlei bietet Ihnen umfassende rechtliche Expertise im Bereich Sustainable Finance.
Wir helfen Ihnen dabei, Greenwashing zu vermeiden und sicherzustellen, dass Ihre Investments den höchsten Standards entsprechen. Für eine persönliche Beratung erreichen Sie uns telefonisch unter 04202 / 638370. Sie können uns auch direkt per E-Mail unter info@rechtsanwaltkaufmann.de kontaktieren, um mehr darüber zu erfahren, wie wir Ihnen helfen können, Greenwashing zu vermeiden und nachhaltige Finanzprodukte erfolgreich zu vermarkten. Wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung.
Die enthaltenen Informationen in diesem Artikel dienen allgemeinen Informationszwecken und beziehen sich nicht auf die spezielle Situation einer Person. Sie stellen keine rechtliche Beratung dar. Im konkreten Einzelfall kann der vorliegende Inhalt keine individuelle Beratung durch fachkundige Personen ersetzen.
Eine individuelle Beratung mit einem Rechtsanwalt wird empfohlen, um Ihre spezifische Situation zu bewerten und eine maßgeschneiderte Vorgehensweise zu entwickeln.
Fragen und Antworten zum Thema „Nachhaltige Investmentfonds“:
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Wie unterscheiden sich nachhaltige Investmentfonds und ETFs von traditionellen Investmentfonds?
Nachhaltige Investmentfonds und ETFs unterscheiden sich von traditionellen Investmentfonds durch ihre gezielte Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG). Diese Fonds investieren in Unternehmen und Projekte, die strenge ESG-Standards erfüllen, was bedeutet, dass sie nicht nur finanzielle Renditen anstreben, sondern auch positive Auswirkungen auf die Umwelt und Gesellschaft haben. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich traditionelle Investmentfonds hauptsächlich auf die Maximierung finanzieller Renditen, ohne zwingend ESG-Kriterien zu berücksichtigen.
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Welche rechtlichen Anforderungen gibt es für nachhaltige Investmentfonds und ETFs in der EU?
In der EU müssen nachhaltige Investmentfonds und ETFs strengen regulatorischen Anforderungen entsprechen, die z. B. durch die EU Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) und die EU-Taxonomieverordnung festgelegt sind. Die SFDR (Verordnung (EU) 2019/2088) verpflichtet Finanzmarktteilnehmer zur Offenlegung, wie sie ESG-Faktoren in ihren Anlageprozessen berücksichtigen. Dies umfasst detaillierte Offenlegungspflichten, einschließlich der Veröffentlichung von ESG-Zielen und -Strategien sowie der Berichterstattung über erzielte Nachhaltigkeitsergebnisse. Die EU-Taxonomieverordnung (Verordnung (EU) 2020/852) definiert, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten, und verlangt eine einheitliche Klassifizierung und Berichterstattung über nachhaltige Investitionen.
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Wie können Investoren sicherstellen, dass ihre nachhaltigen Fonds und ETFs wirklich nachhaltig sind und nicht Greenwashing betreiben?
Investoren sollten bei der Auswahl nachhaltiger Fonds und ETFs sorgfältig die angewendeten ESG-Kriterien und Ausschlusskriterien prüfen, um sicherzustellen, dass diese tatsächlich nachhaltig sind. Ein bewährtes Mittel ist die Orientierung an unabhängigen Bewertungen und Siegeln wie dem ECOreporter-Siegel, das strenge Nachhaltigkeits- und Ethikstandards zertifiziert. Außerdem sollten Investoren bevorzugt in Fonds und ETFs investieren, die eine physische Replikation verwenden, um sicherzustellen, dass die zugrunde liegenden Aktien und Anleihen wahrlich den ESG-Kriterien entsprechen. Durch diese Maßnahmen können Investoren das Risiko von Greenwashing minimieren und sicherstellen, dass ihre Investments sowohl finanziell als auch nachhaltig wertvoll sind.
Mehr zum Thema „Nachhaltige Investmentfonds“:
Quellen zum Thema nachhaltige Investmentfonds:
- https://www.ecoreporter.de/artikel/nachhaltige-fonds-ecoreporter-liefert-tests-analysen-news/
- https://www.ecoreporter.de/artikel/keine-faulen-kompromisse-die-ausschlusskriterien-der-besten-nachhaltigen-fonds/
- https://www.ecoreporter.de/artikel/viele-schlupfl%C3%B6cher-etfs-und-ihr-problem-mit-ausschlusskriterien/
- https://www.ecoreporter.de/artikel/so-bewertet-ecoreporter-zeugnisnoten-fur-nachhaltige-aktienfonds/
- https://www.ecoreporter.de/artikel/rendite-vergleich-gr%C3%BCne-fonds-vs-herk%C3%B6mmliche-fonds-zahlt-sich-nachhaltigkeit-aus/
- https://www.ecoreporter.de/artikel/nachhaltige-etfs-im-test-wie-grun-sind-die-neuen-lieblinge-der-finanzbranche/
- https://www.ecoreporter.de/artikel/diese-fonds-tragen-das-ecoreporter-nachhaltigkeitssiegel/
- https://www.onvista.de/ratgeber/geldanlage-ratgeber/was-ist-nachhaltige-geldanlage-212295